Immer wenn ich mich für einen Workshop vorbereite oder für mich selbst an einem Fokusthema arbeite, begegnet mir das jeweilige Thema im Alltag in verschiedenen Kontexten. Es kommt ganz von selbst, dass Verbindungen und Analogien entstehen, wenn ich eine Weile mit einer gewissen Brille die Welt betrachte.

So ging es mir auch am Sonntag bei einem Spaziergang im Wienerwald gestern. Ich habe nicht nur das Blätterrauschen beim Stapfen durch den Wald genossen, sondern mich auch beim Wolkenschauen wiedergefunden (eines meiner liebsten Zeitvertreibe). Und ohne Arbeit mit Freizeit verknüpfen zu wollen, kam mir das Thema Grenzen in den Sinn.

Gestern waren wenige Cumulus-Wolken sichtbar, aber größtenteils waren viele dünne Wolkenschichten und -massen zu sehen. (Für die Wolkenschauer unter euch, ging eher in die Richtung Cirrocumulus, Stratus und Stratocumulus-Formationen.)

Während des Spazierens, kam mir das Bild, dass eine Wolke oder ein Wolkengeflecht eine schöne Metapher sein kann, für wie klar ich mich gerade in Beziehung zu einem Thema fühle. Wie klar nehme ich mich war, wie klar meine Umgebung, und wie viel Verbindung oder Vermischung gibt es.

Im menschlichen Miteinander gibt es keine klaren Grenzen. Für Materielles können wir manchmal klare Grenzen setzen: wie Begrenzungslinien eines Sportfeldes, unser Wohnraum ist klar abgetrennt. Aber im Zwischenmenschlichen sind keine Trennlinien für uns aufgezeichnet.

 

In verschiedenen Situation werden wir uns unterschiedlich klar (abgegrenzt) fühlen. Manchmal bin ich gut bei mir und klar, manchmal fühle ich mich in eine Gruppendynamik hineingezogen, manchmal verliere ich mich und meinen Weg.

Unsere Köpfe mögen uns vielleicht sagen, dass wir immer Klarheit und klare Grenzen haben sollten. In Wolkensprache wäre das Ideal vielleicht so:

© Daniela Razocher

(Natürlich löst sich die Klarheit auf, sobald man die Wolke näher betrachtet.)

In manchen Situation fühlen wir uns als Teil eines größeren Geflechts, wo es schwer ist auseinanderzuhalten, was wem gehört, vor allem wenn die emotionalen Wogen hoch gehen oder sehr subtil sind – beide Extreme erschweren das Lesen der Situation und ein adäquates Handeln in unserem eigenen Sinne. In dieser Situation können wir noch immer Formen und Unterschiede ausmachen, aber die Situation ist verschwommen oder verworren.

© Daniela Razocher

Für mich haben sich einige Dinge als sehr hilfreich herausgestellt, wenn es darum geht meine Grenzen gut zu spüren und auch Nein oder ‘Es reicht’ sagen zu können: An erster Stelle kommt meine Körperwahrnehmung und mein Körperbewusstsein, außerdem das Wissen um meine Werte und meine Absicht oder Vision. 

Mich auch körperlich gut zu spüren (als integratives Element zu meinem Denken und meinen Emotionen) erlaubt mir, Situationen besser lesen zu können und mehr sensorischen Input, der relevant für meine Situation ist, zur Verfügung zu haben. Meine Werte bilden eine Basis für meine Handlungen und meine Haltung. Mir meiner (höheren) Absicht bewusst zu sein, lässt mich das große Ganze sehen und ob ich mich noch auf meinem Weg befinde oder wie ich wieder auf meine Weg zurück finde.  

Einige dieser Aspekte werden wir im Workshop “Gesunde Grenzen setzen” im Februar behandeln. Der Hauptfokus liegt auf dem Stärken der Körperwahrnehmung als Basis für Grenzen in herausfordernden Situationen. 

Wenn du eine Wolke wärst? Wie würdest du heute aussehen?