Meinen Beitrag dieses Woche möchte ich einem Thema widmen: der Frage, was “normal” eigentlich bedeutet.

Ich muss zugeben, ich hatte Reaktionen auf die mantraartigen Aussagen von Politikern über “zurück zum normalen Leben” oder “zurück in eine neue Normalität”, die von leichter Irritation bis Frust schwankten.

 

Und die Emotion, die bei mir dadurch ins Schwingen kam, habe ich für den Beginn meiner eigenen Erforschung des Begriffs “normal” genutzt. 

Fragen können neue Räume öffnen

Das Ziel ist dabei nicht so sehr, Antworten zu finden oder den einen richtigen Weg (für mich) zu finden, sondern eher die Idee Fragen zu stellen, was mir zum Thema normal einfällt, dass ich wacher werde und neu entscheiden kann, welches “normal” ich wähle, sodass Raum für Neues entsteht.

Das zugrundeliegende Motto meiner Alltagserforschungen ist oft “Fragen sind die Antworten”.

Relevante Fragen zu stellen, kann zu Neuem führen und Türen öffnen. Ich denke nicht, dass wir auf alles eine Antwort brauchen. Fragen können Startpunkte sein für neue Räume, die mir ermöglichen etwas für mich selbst zu überprüfen oder herauszufinden.Was denke ich und wie hat mich die Kultur, in der ich lebe, mein Denken beeinflusst?

Manchmal finde ich auch Antworten. Einige mögen fundamental sein und lange Gültigkeit haben, andere sind temporär und werden erneut hinterfragt, wenn das Leben das Thema wieder aufwirft.) 

 

Im folgenden teile ich ein paar Gedanken zum Thema “normal”, die bei aufgetaucht sind:

 

Das Wort “normal” bringt meist einen Vergleichen mit sich

Wenn wir von normal sprechen, ist üblicherweise ein Vergleich im Spiel. Ich vergleiche mich mit anderen, das Jetzt mit der Vergangenheit, etc. w

Vergleiche führen nie zu Balance, nie zu einem Zustand, wo jede/r seine Individualität in Gemeinschaft leben kann, weil der Vergleich meist mit Meinung und Bewertung einhergeht. Das Gehirn will wissen, was besser oder richtig ist. 

Da ich nicht jemand anderes sein kann und auch nicht in die Vergangenheit reisen, ist es sinnlos meinen Zeit mit “zurück zur Normalität”-Gedanken zu verschwenden.

Stattdessen kann ich mich fragen, in welcher Normalität ich jetzt gerade leben will und zu welcher Normalität ich in den aktuellen Umständen etwas beitragen kann. 

 

“Zurück zur Normalität” oder “die neue Normalität”

Wie bereits gesagt, kann ich nicht in die Vergangenheit reisen. Nostalgie für die Vergangenheit zu empfinden, verhindert, dass ich das jetzige “normal” bewusst mitgestalte.

Was das Wörterbuch zu “normal” sagt

Das englische online etymology dictionary z.B. bietet diese Wurzeln:

 

1500, „typical, common;“ 1640s, in geometry, „standing at a right angle, perpendicular,“ from Late Latin normalis „in conformity with rule, normal,“ in classical Latin „made according to a carpenter’s square,“ from norma „rule, pattern,“ literally „carpenter’s square,“ a word of unknown origin (see norm). Meaning „conforming to common standards or established order or usage, regular, usual“ is attested from 1828 but probably is older than the record [Barnhart].

 

Normal hat mit dem Anpassen an die Regeln zu tun. Wie sind die Regeln, die gerade Gültigkeit haben? Welche davon dienen uns? Und wie lange dienen sie uns?

In welcher Normalität willst du leben?

Vielleicht ist das sie wichtigste Frage, die wir uns in dieser ungewöhnlichen Zeit stellen können:

In welcher Normalität will ich leben?

Welche Ideen und Wünsche tauchen auf, wenn wir den Vergleich  mit der Normalität deiner familiären und kulturellen Prägung einmal außen vor lasse?

Und, noch einen Schritt weiter gedacht, was wäre, wenn wir “normal” durch “natürlich” ersetzen würden?

 

Was fühlt sich für dich natürlich an?  Was wäre, wenn du deine eigenen Normen, deine eigenen Normalität basierend auf dem, was deiner Natürlichkeit entspricht, entwirfst? 

Wie würde dein “normal” aussehen, wenn es gleichzusetzen wäre mit einem Gefühl von Leichtigkeit, Freude und Neugier, das Leben zu entdecken? 

 

  • Wie viele Stunden pro Woche würdest du arbeiten?
  • Wie viel Bewegungsfreiheit würdest du genießen?
  • Wieviel Zeit, würdest du vor einem Display verbringen?
  • Wieviel Zeit, hast du mit deinen Lieben?
  • Wieviel Zeit verbringst du mir dir selbst? 
  • Wieviel Zeit, um etwas zu machen und kreativ zu sein?
  • Wieviel Zeit verbringst du mit konsumieren?
  • Wieviel Zeit zum Nichtszun?
  • Wieviel Zeit im Freien?

 

Mit diesen Fragen möchte ich mich verabschieden. 

Vielleicht hast du Lust, sie für dich zu beantworten. Vielleicht hast du eine andere Priorität, der du deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken magst. 

 

In jedem Fall: Sei bewusst und genieße den Moment!